Porträt-Reihe: Gesichter der Liga Hessen

Bei unserer Arbeit vor Ort, bei Terminen mit verschiedenen Akteuren, stellen wir immer mal wieder fest, dass wir zunächst einmal erklären mussen, was und wer die Liga Hessen eigentlich ist, was sie tut und wer sich dahinter verbirgt. Mit einer neuen Porträtreihe "Gesichter der Liga Hessen" möchten wir einige Menschen vorstellen, die in der Liga aktiv sind.

Wir stellen vor ...

Wie sehen Sie Ihre Rolle bei der Liga Hessen?

Der Arbeitskreis Gesundheit, Pflege und Senioren hat während der Pandemie viel dazu beigetragen, die Pflege im Land Hessen auf neue Herausforderungen einzustellen. Als Vorsitzender des Arbeitskreises sehe ich es als wichtigste Aufgabe, gemeinsam mit den weiteren Mitgliedern der Gruppe die Anliegen des Pflegebereichs zu vertreten. Wir wollen Einfluss nehmen auf die Rahmenbedingungen von Pflege heute. Dazu gehört ganz wesentlich, die Interessen von Pflegebedürftigen, ihren Angehörigen und der Beschäftigten zu vertreten - darauf muss das politische Handeln auf Landesebene ausgerichtet sein.

Welche Seiten der Liga-Arbeit finden Sie besonders interessant, auf der anderen Seite: herausfordernd?

Auch hier liefern die Erfahrungen aus der Pandemie ein gutes Beispiel. Die Liga ist von Beginn an Mitglied im Planungsstab des Hessischen Sozialministeriums zur Bewältigung dieser neuartigen Krise. Unsere Tätigkeit dort ging weit über das Formulieren von Stellungnahmen hinaus. Vielmehr konnten wir durch die Expertise der in der Liga zusammengeschlossenen Träger von Pflegeeinrichtungen und Diensten sehr konstruktive Vorschläge einbringen. Unsere Expertise wurde in den Ministerien, den kommunalen Spitzenverbänden und Kassen gehört und geschätzt. Hier entstand eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die sich nun auch in den Projekten der nächsten Jahre bewähren kann. Dazu zählen insgesamt mehr Personal und sichere Finanzierung, aber auch neue sektorenübergreifende Versorgungskonzepte.

Wie hat sich die Arbeit in den Jahren verändert?

Unser Besprechungswesen ist durch den inzwischen selbstverständlichen Einsatz digitaler Formate agiler geworden, was dazu führt, dass schneller konsensbasierte Abstimmungen herbeigeführt werden können. Insgesamt ist der Austausch zwischen den Verbänden enger und somit auch konstruktiver geworden, was wiederum unsere Position und die damit verbundene Einflussnahme stärkt. Was sich möglicherweise als notwendige Strategie der Pandemiebewältigung herausgebildet hat, hilft uns bei der Einflussnahme auf anstehende Herausforderungen in der Pflege.

Die Herausforderungen sind sehr groß: Der strukturelle Personalmangel und steigende Kosten, die erhöhte Nachfrage nach bedarfsgerechten Pflegeangeboten aufgrund des demografischen Wandels; in dieser Situation ist die Liga mit ihren Arbeitsbereichen gefragt - sie sorgt heute für umfassende Analysen und schafft damit die Grundlage für strategisch vorausschauende Konzepte und Lösungen. Diese bilden die Grundlage für unsere Einflussnahme und Wirksamkeit auf Landesebene, um gemeinsam mit den Verbänden, der Gesetzgebung und der Verwaltung neue Wege zu finden. So kann eine geregelte Zuwanderung gefördert oder die Finanzierbarkeit des Pflegesektors auch gegenüber dem Bund eingefordert werden. Wir fördern als Liga den Austausch und übernehmen die Anwaltschaft für die Pflegebranche in Hessen.

Auf was freuen Sie sich in der zweiten Jahreshälfte 2022 - beruflich und privat?

Beruflich: Außer, dass die Pflege gewaltige Baustellen zu bearbeiten hat (s. oben) weiß ich nicht wirklich worauf ich mich freuen soll.

Privat: Auf die zyklische Aufführung des Rings von Richard Wagner an der Staatsoper Berlin.

Welche Themen interessieren Sie außerhalb der Arbeit?

Unter anderem ist mir wichtig, dass die Staatstheater und Opernhäuser keine finanziellen Kürzungen erfahren, die die Qualität ihrer Programmplanung und Aufführungen gefährden.

Wie sehen Sie Ihre Rolle bei der Liga Hessen?

Ich verstehe mich sowohl im Paritätischen Hessen als auch in der Liga als Interessensvertreterin für die Anliegen von Menschen in prekären Lebenslagen und für die Interessen unserer Mitglieder. Es geht darum die Interessen aller Wohlfahrtsverbände zu einen und auf die Agenda unserer Landesregierung zu setzten. Ich versuche dazu beizutragen, dass wir eine starke soziale Infrastruktur in Hessen schaffen, die Krisen vorbeugt und zu bewältigen hilft.

Welche Facetten der Liga-Arbeit finden Sie besonders interessant?

Besonders interessant sind die politischen Gespräche mit den Fraktionen, den Ministerien und den sozialpolitischen Sprecher*innen der Parteien. Ich vertrete die Liga außerdem gern in übergeordneten Gremien, wie dem Asylkonvent, dem Bündnis Fachkräftesicherung oder dem Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks.

Auf welche Herausforderungen sind Sie in Ihrer Vorsitz-Zeit gestoßen? Welche positiven Erfahrungen haben Sie gemacht?

Ligaarbeit erfordert intern wie extern Diplomatie. Politik ändert sich oft nur langsam: Viele Themen müssen wieder und wieder in Erinnerung gerufen und auf die sozialpolitische Agenda gebracht werden, Prozesse dauern und Sozialpolitik erhält leider nicht immer die Aufmerksamkeit, die sie meiner Meinung nach verdient; Manchmal ist ein derart großes Maß an Diplomatie gefordert, dass es mir persönlich schwerfällt, nicht die Geduld und die Zuversicht zu verlieren.

Positive Erfahrungen stellen sich immer dann ein, wenn unsere Bemühungen Erfolg zeigen und wir für unsere Mitglieder und deren Klient*innen etwas Positives erreichen, z.B. finanzielle und strukturelle Unterstützung während der Corona-Pandemie. Auch, dass Politik die Wohlfahrtsverbände endlich als großen Arbeitgeber wahrnimmt und in den Diskurs zur Fachkräftegewinnung und -sicherung einbindet oder uns bei Digitalisierungsfördermaßnahmen mitdenkt, ist ein Fortschritt.

Auf was freuen Sie sich in der zweiten Jahreshälfte 2022 - beruflich und privat?

Beruflich würde ich mich sehr freuen, wenn es endlich einen Zugang für alle Arbeitnehmer*innen der Wohlfahrtsverbände zum hessenweiten Jobticket gäbe. Das ist wichtig, um für Arbeitskräfte attraktiv zu sein, aber auch für die Klimawende. Politik könnte uns meiner Meinung nach helfen und auf die Verkehrsverbünde einwirken. Es geht mir keineswegs darum eine Finanzierung des Jobtickets durch das Land zu erwirken, sondern um den Abbau der bürokratischen Barrieren, die bislang verhindern, dass Einrichtungen mit weniger als 51 Mitarbeiter*innen von dem hessenweiten Jobticket profitieren können. Noch besser wäre es natürlich, wenn der Bund das Neun-Euro-Ticket dauerhaft etablieren würde. Das wäre ein echter Meilenstein.

Privat freue ich mich auf das Erscheinen meines neuen Kinderbuches mit dem Titel „Barfuß, Bulldog, Bolognese“. Natürlich geht es darin auch um sozialpolitische Themen wie Inklusion und Flucht. Aber vor allem um Freundschaft.

Welche Themen interessieren Sie außerhalb der Arbeit?

Ich bin ein großer Tennisfan, liebe den Wintersport und schreibe gern, sofern es meine Zeit zulässt. Außerdem ist das Reisen ist während der Corona-Pandemie leider viel zu kurz gekommen und verlangt dringend nach einer Auffrischung.