Unverzichtbar für das soziale Netz

Die Liga-Aktionswoche wurde "WIR sind Gesellschaft" war ein Erfolg. Mehr als 450 Gäste kamen zu der hessenweiten Veranstaltungswoche in die Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände.

Pressekonferenz zum Abschluss der Aktionswoche am 31.03.17

Das Motto der Aktionswoche WIR sind Gesellschaft wurde hessenweit in der Praxis in 16 verschiedenen Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände präsentiert. Das WIR bezeichnet die sechs Wohlfahrtsverbände der Liga Hessen mit ihren über 7.300 Einrichtungen, rund 113.000 beruflich Beschäftigten und rund 160.000 ehrenamtlich Engagierten. Diese Zahlen haben in der Aktionswoche viele der rund 450 Gäste aus Politik, Gesellschaft und Medien beeindruckt.

„Die Wohlfahrtsverbände sind für den Zusammenhalt der Gesellschaft systemrelevant. Wenn es darum geht, gesamtgesellschaftliche Fragen zu beantworten und politische Lösungen zu finden, dann ist es unumgänglich, die Wohlfahrtsverbände in Hessen einzubeziehen“ sagt Thomas Domnick, Vorstandsvorsitzender der Liga Hessen. Die aktuell veröffentlichte Sozialwirtschaftsstudie belegt dies. Sie wurde vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V. Frankfurt, erstellt und hat untersucht, welche sozialstaatliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Rolle die Freie Wohlfahrtspflege in Hessen spielt. Beleuchtet wurden ausgewählte Arbeitsfelder wie die Flüchtlingshilfe, Altenhilfe, Beratungsdienste (Schuldnerberatung) und die Ehrenamtliche Arbeit.

Ehrenamt und beruflich Beschäftigte

„Unsere freiwilligen Helfer und Ehrenamtliche vor Ort sind eine starke Säule der Freien Wohlfahrtspflege. Sie tragen einen erheblichen Teil dazu bei, dass z. B. die Flüchtlingshilfe der Verbände so erfolgreich war und ist“, stellt Domnick weiter fest. In Zahlen ausgedrückt berechnet die Studie konkret am Beispiel der Altenhilfe in Gießen eine monetäre Wertschöpfung von 1.300 € pro Ehrenamtlichen. Sie unterstützen und entlasten die hauptberuflich Beschäftigten. Durch Qualifizierung investieren die Wohlfahrtsverbände gezielt in die ehrenamtlichen Strukturen und in die Selbsthilfe. Das unterscheidet die Wohlfahrtsverbände auch von privat-gewerblichen Anbietern. Rund 2/3 der 113.000 Hauptamtlichen arbeiten im Bereich der Alten-, Behinderten und Gesundheitshilfe, rund 1/3 in der Jugendhilfe, Familienhilfe und Aus-, Fort und Weiterbildung. Durch ihre Kaufkraft und den Konsum stärken die beruflich Beschäftigten die regionale Wirtschaft. Allein die direkten Konsumeffekte in der untersuchten Region Gießen belaufen sich auf 17,5 Mio.

Verbände sind Wirtschaftstreiber

Jeder 30. sozialversicherungspflichtige Arbeitsplatz in Hessen ist der Freien Wohlfahrtspflege zuzuordnen. Angesichts der demografischen Entwicklung wird die Nachfrage nach Angeboten im Bereich Pflege weiter wachsen. „Die derzeitig bestehenden EU-Richtlinien für Ausschreibungen in der Sozialen Arbeit sorgen hier für einen Preiskampf, bei dem die Qualität auf der Strecke bleibt“, merkt Liga-Vorstand Torsten Hammann an. Die Politik müsse sicherstellen, dass hilfebedürftige Menschen nicht als Wirtschaftsfaktor gesehen werden. Zudem müssten endlich die Rahmenbedingungen für die Berufe in der Altenhilfe verbessert werden und die Beschäftigten angemessen entlohnt werden. 

Bestehende Angebote unterstützen und ausbauen

„Durch ihre bereits seit vielen Jahren bestehenden Hilfestrukturen konnten die Wohlfahrtsverbände in der akuten Flüchtlingssituation 2015/16 sofort agieren und für die Hilfesuchenden Angebote und Beratung zur Verfügung stellen. So schnell konnte der Staat nicht reagieren, er war auf uns angewiesen“, gibt Horst Rühl, Liga-Vorstandsmitglied, zu bedenken. Die Verbände sind verlässlicher Unterstützer des Staates aber mitunter auch kritisches Gegenüber. Sozialräumliche Konzepte und die Gemeinwesenarbeit seien der Schlüssel zu einer gelungenen Integration und zum friedlichen Zusammenleben in Kommunen und Städten. Die Verbände bieten hierfür diverse Projekte und Konzepte. Von der Landespolitik fordern die Liga-Verbände mehr Unterstützung, beispielsweise durch eine regelhafte Finanzierung der sozialräumlichen Arbeit und der bestehenden Beratungsangebote.

Soziale Arbeit rechnet sich!

Die Verbände arbeiten gemeinnützig und nicht gewinnorientiert. Ihre Mittel reinvestieren sie in die Soziale Arbeit und investieren Eigenmittel, was wiederum der Öffentlichen Hand Geld spart und sie so finanziell entlastet. Auch das ist eine wichtige Aussage der Studie. Dort wurde die Berechnung des „Social Return on Investment“ (Kosten-Nutzen-Analyse) exemplarisch bei der Sozialberatung für Schuldner in Frankfurt durchgeführt. Das Ergebnis: Jeder investierte Euro bringt einen Profit von 6,60 Euro. Die Schuldnerberatung verbessert zu 45% die Lebenssituation der Schuldner. Zu fast 40% profitiert auch die Öffentliche Hand von der Schuldnerberatung und zu 13% die Arbeitgeber der Betroffenen. Dass diese Beratung wirkt, zeigen Zitate von Schuldnern, die für die Studie befragt wurden: „Ich weiß jetzt, dass mein ALG II unpfändbar ist. Früher habe ich aus dem ALG II Raten aus Angst bezahlt. Wir hatten dann am Monatsende nichts mehr zu essen“. // „Ich habe wieder Mut, aber das Wichtigste ist, eine neue Arbeit zu finden. Aufgrund des Drängens der Beratungsstelle fand ich den Mut, mich zu bewerben.“

Aktionswoche ist Auftakt für weitere Gespräche

Die Aktionswoche WIR sind Gesellschaft stieß auf großes Interesse. Die Gäste waren beeindruckt von der Vielfalt der Arbeit und den Wirkungen, die sich gesamtgesellschaftlich ergeben. Auch die Rolle als Interakteur zwischen Politik und Wirtschaft zu stehen und sozialen Frieden zu fördern, wurde als wichtige Aufgabe wahrgenommen. Die Aktionswoche ist der Auftakt zu zahlreichen Folgegesprächen in Sozialausschüssen und Vertiefungsgespräche mit kommunalen Partnern und der Landespolitik. Die Wohlfahrtsverbände sind für die Menschen in Hessen ein nicht wegzudenkender integrativer Partner. Das soziale Netz würde reißen, wenn es die Freie Wohlfahrtspflege nicht gäbe. 


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