Stichtagserhebung Wohnungslosenhilfe

Die Liga Hessen hat zum Thema Wohnungslosigkeit eine Pressemeldung herausgegeben: „Erhebung der Liga der Freien Wohlfahrtspflege zur Wohnungslosigkeit in Hessen gibt keinen Anlass zur Entwarnung“

Die Lage für wohnungslose Menschen bleibt angespannt. Die Anzahl von jungen und älteren Wohnungslosen ist deutlich angestiegen. Dies ist das Ergebnis der neuesten Stichtagserhebung der Wohnungslosenhilfe der Liga-Mitgliedsverbände. An der Umfrage beteiligt haben sich insgesamt 181 Dienste und Einrichtungen. Damit sind die Anlaufstellen in Hessen fast vollständig abgebildet. Die hohe Beteiligung ist Ausdruck der Akzeptanz dieses Erhebungsinstrumentes in den Liga-Verbänden. Die Vielzahl der am Stichtag erfassten Personen ist zudem ein Hinweis darauf, dass die Akzeptanz des Hilfesystems mit seiner Lebenslagenorientierung weiter angestiegen ist.

Besonders besorgniserregende Entwicklungen sind bei der wachsenden Wohnungslosigkeit von jungen Menschen und Senioren erkennbar. „Wir sind darüber in Sorge, dass es eine deutliche Zunahme von jungen und älteren Wohnungslosen gibt. Während die jungen Menschen oft nicht mehr von der Jugendhilfe erreicht werden, benötigen die älteren Wohnungslosen geeignete Angebote zur Pflege“, führt Dr. Wolfgang Gern, Vorsitzender des Liga-Arbeitskreises „Armut, Gefährdung und Integration“ und Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, aus. Die Liga Hessen strebt eine bessere Verzahnung von kommunaler Jugendhilfe und Wohnungslosenhilfe an. Andererseits stellten pflegebedürftige Wohnungslose die Einrichtungen vor besondere Herausforderungen: „Sitzschläfer, Umtriebigkeit und Suchtverhalten sind in den herkömmlichen Pflegeheimen wenig toleriert“, so Gern. „Daher sind geeignete Angebote für diesen Personenkreis erforderlich!“.

Weiterhin besorgt zeigt sich Gern über die hohe Inanspruchnahme von Notschlafstellen: Inzwischen mehr als 7 Prozent der Wohnungslosen sind auf diese Zufluchtsorte angewiesen. Zudem weisen die ermittelten Zahlen einen immer noch hohen Anteil von 9 Prozent der Wohnungslosen auf, die völlig ohne Unterkunft leben. Die Liga verfolgt das Ziel, den Erfrierungsschutz in Hessen zu optimieren. „Gerade im Hinblick auf den nahen Winter sind abgestimmte gut funktionierende Hilfesysteme der Kommunen erforderlich“, so Gern.

Obwohl in Hessen ein gutes Netz von Angeboten für Wohnungslose seitens der Liga-Mitgliedsverbände vorgehalten wird, ist festzustellen, dass es nur in wenigen Kommunen spezielle Angebote für wohnungslose Frauen, teilweise mit Kindern, gibt. Der Frauenanteil an Wohnungslosen insgesamt wird von Fachleuten auf rund 26 Prozent geschätzt. In den beteiligten hessischen Einrichtungen beträgt der
Anteil von Frauen nur 21 Prozent. Vermutlich suchen Frauen die von Männern
dominierten Einrichtungen nur im extremen Notfall auf.

Die von der Liga Hessen inzwischen zweijährlich durchgeführte Stichtagserhebung
zeigt, dass verwertbare Zahlen und Fakten zur Situation wohnungsloser Menschen
in Hessen vorliegen. Die Liga will dazu beitragen, dass ein differenzierteres und
realistischeres Bild von der Lebenssituation wohnungsloser Menschen in Hessen
entsteht. Deshalb wird das Land aufgefordert, zusätzlich eine eigene hessische
Wohnungsnotfallstatistik durchzuführen, mittels derer Ausmaß, Ursache und
Verlauf von Wohnungslosigkeit erfasst werden sollen.

Die Stichtagserhebung 2013 und weitergehende Informationen stehen auf
www.liga-hessen.de/material zur Verfügung.