Corona hat auch der Integration geschadet

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Liga Hessen beteiligt sich am bundesweiten Aktionstag der Migrationsberatung I Austausch mit dem Bundestagsabgeordneten Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (Grüne)

Die Liga Hessen hatte zu einem Online-Fachgespräch eingeladen, das am 30.6.2021 stattfand. Zu Gast war der hessische Abgeordnete der Grünen-Bundestagsfraktion Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Sprecher für Arbeitsmarktpolitik und Europäische Sozialpolitik. Bei der anste­henden Bundestagswahl kandidiert er im Wahlkreis Offenbach.

Thema des Gesprächs war die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE), deren Aufgabe es ist, Menschen mit Migrationshintergrund bei ihrer Integration zu unterstützen und zu begleiten. Als „Integrationsmanager*innen“ vermitteln die Berater*innen in Integrations- und Sprachkurse, helfen bei Ausbildungs- und Arbeitssuche oder beim Umgang mit Behörden und vielem mehr.

„Insgesamt haben die Mitarbeitenden in Hessen im vergangenen Jahr rd. 32.000 Zugewanderte beraten“, so Martina Schlebusch, vom Caritasverband der Diözese Limburg. „Das ist eine enorm hohe Zahl, vor allem wenn man bedenkt, wie schwierig sich Kommunikations- und Unterstüt­zungsmöglichkei­ten insbesondere in den Phasen des Lockdowns gestalteten.“

Herr Strengmann-Kuhn zeigte sich beeindruckt von dieser wichtigen Arbeit und den komplexen Aufgaben des bundesgeförderten Beratungsangebots.

Die Migrationsberater*innen mussten seit Beginn der Pandemie häufig über Corona, Verhaltens­regeln und die gesetzlichen Bestimmungen infor­mieren. „Die Verunsicherung war sehr groß. Offizielle Informationsmaterialien wurden oft nicht verstanden, wir mussten viel übersetzen und erklären“, so Ali Karakale, Migrationsberater der AWO in der Stadt Offenbach.

„Dazu kommt, dass die Behörden seit März letzten Jahres den Publikumsverkehr nahezu voll­ständig eingestellt haben. Wir haben uns in der Migrationsberatung entschieden, für die Men­schen da zu bleiben, den Kontakt auf jedem erdenklichen Weg aufrecht zu erhalten. Die Dank­barkeit dafür war und ist sehr groß“, so Karakale.

Die Anliegen der Ratsuchenden wurden durch Corona existenzieller. Vielen Zugewanderten drohte der Arbeitsplatz- oder Wohnungsverlust. So zeigte sich in den Migrationsberatungsstel­len frühzeitig, was Studien[1] später belegten: Zugewanderte sind in vielen sozio-ökonomischen Le­bensbereichen stärker von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen als andere Bevölke­rungs­gruppen. Gleichzeitig ist die Situation in den Migrationsberatungsstellen in Hessen angespannt. Sie sind voll ausgelastet, der Beratungsbedarf war schon vor Corona enorm und ist durch den Ausbruch der Pandemie deutlich gestiegen, so der eindeutige Befund der Wohlfahrtsverbände.

„Nicht nur angesichts der Folgen der Corona-Pandemie brauchen wir eher mehr als weniger Res­sourcen. Stattdessen drohen auf Bundesebene sogar Haushaltseinsparungen für die Migra­tions­beratung. Dies gilt es unbedingt zu verhindern!“, so Michael Albers von der AWO Hessen-Süd.  Daher war die dringende Bitte an Herrn Strengmann-Kuhn, darauf hinzuwirken, dass eine aus­kömmliche und konstante Finanzierung dieses wichtigen Angebots im Bundeshaushalt festge­schrieben wird.

 

Ansprechperson

Lea Rosenberg, Geschäftsführerin des Liga-Arbeitskreises „Migration und Flucht“

Tel.: 069 955 262 -52, Mobil: 0163 614 16 52

Lea.Rosenberg@paritaet-hessen.org

 


[1] OECD: Internationaler Migrationsausblick Okt. 2020 / zusammenfassende Berichterstattung unter dem Titel „Die Coronakrise darf keine Integrationskrise werden!

P. Bendel/Y. Bekyol/M. Leisenheimer (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Auswirkungen und Szenarien für Migration und Integration während und nach der COVID-19 Pandemie