Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen leisten Großartiges

Seit mehr als einem Jahr stehen die Mitarbeiter*innen in den stationären Pflegeeinrichtungen unter Dauerbelastung. Sie müssen den ständigen Spagat zwischen Schutz der Bewohner*innen vor Infektionen auf der einen Seite und Ermöglichung sozialer Kontakte auf der anderen Seite schaffen.

Das Jahr 2020 war speziell für die Pflegeeinrichtungen und deren Bewohner*innen, Patient*innen und Mitarbeiter*innen eine große Belastung, häufig über die Belastungsgrenze hinaus.
Hartnäckig hält sich die Generalkritik, dass Bewohner*innen in den Pflegeeinrichtungen seit Beginn der Pandemie isoliert sind. Zwar sind Besuche häufig nicht wie vor der Pandemie möglich, aber seit Mai 2020 dürfen die Bewohner*innen in den Pflegeeinrichtungen in Hessen wieder Besuch empfangen. Mit viel Aufwand und kreativen Lösungen haben die Einrichtungen dies auf Grundlage der jeweiligen Verordnung der Landesregierung ermöglicht. In einem beispielhaften Haus mit 100 Plätzen sind nach der aktuellen Landesverordnung monatlich bis zu 1.600 Besucher* innen zulässig. Hinzu kommen visitierende Ärzte, Betreuer*innen und Therapeut*innen usw., die von den Besuchsregelungen ausgenommen sind. „Das in den Medien skizzierte Bild der dauerhaften Isolation von Bewohner*innen in Pflegeeinrichtungen ist in dieser Darstellung unzutreffend, verunsichert daher unnötig und wird unseren Pflege- und Betreuungskräften nicht gerecht, die täglich bis an ihre Belastungsgrenzen gehen, um so viel gelebte Normalität wie möglich aufrecht zu erhalten“, sagt Michael Schmidt, Vorsitzender des Liga-Arbeitskreises „Gesundheit, Pflege und Senioren“.

Froh und dankbar sind wir für die nun anlaufende Unterstützung der Bundeswehr zur Durchführung der so wichtigen Testungen in den Pflegeeinrichtungen. „In wenigen unserer Häuser sind die Soldat*innen schon im Einsatz, weil zunächst bürokratische Hürden überwunden werden und die Schulungen der Bundeswehrsoldat*innen durchgeführt werden müssen“, sagt Dr. Yasmin Alinaghi, Vorstandsvorsitzende der Liga Hessen. Allerdings erreichen uns auch aus vielen Einrichtungen die Meldungen, dass trotz mehrfacher Anforderung auf dem Amtsweg immer noch keine Soldat*innen eingetroffen sind. Wir bitten die Landkreise / kreisfreien Städte die Verwaltungsverfahren zu beschleunigen und gehen davon aus, dass weitere Einrichtungen das Angebot zügig annehmen werden. Gerade in Häusern mit umfassendem Ausbruchsgeschehen haben Bundeswehrsoldat*innen schon mehrfach die Pflege- und Betreuungskräfte wirksam unterstützt, dafür sind wir dankbar. Noch wichtiger als die kurzfristige Unterstützung der Bundeswehr ist langfristige Unterstützung von Hilfskräften in den Pflegeeinrichtungen. Es ist davon auszugehen, dass die flächendeckende Testung und die Organisation von Besuchen noch einige Monate erforderlich sind. Dies wird nur mit Unterstützung der Pflegeeinrichtungen umsetzbar bleiben. „Wir wünschen uns auch darüber hinaus Hilfestellung bei der Akquirierung von personellen Hilfen in den seit Monaten enorm belasteten Einrichtungen. Ein Aufruf an die Hilfsorganisationen, wie z. B. in Rheinland-Pfalz, und insbesondere die Verbesserung der Grundlagen für deren Einsatz, wie z.B. in Baden-Württemberg, ist in Hessen bisher aber nicht gelungen. Wir hoffen hier auf Unterstützung der Politik und der Bundesagentur für Arbeit bei der Akquirierung von Hilfskräften“, so Alinaghi weiter.

Große Hoffnung macht uns der ersehnte Impfstoff, der die Situation deutlich entspannen könnte. Unter Mitarbeitenden und Bewohner*innen ist die Impfbereitschaft weiterhin groß, auch dank der zielgruppenspezifischen Aufklärung in den Häusern. Dass der Impfstoff zunächst knapp ist und es an den Abläufen und Organisationen Verbesserungsbedarfe gibt, liegt in der Natur der Sache. „Die Impfzentren auf Ebene der Gebietskörperschaften machen einen hervorragenden Job und wir sind für die zahlreiche Unterstützung dankbar. Die große Bereitschaft der Hausärzt*innen, die Impfungen aktiv zu begleiten, ist beeindruckend. Dafür sprechen wir unseren herzlichsten Dank aus“, so Schmidt abschließend.


Ansprechpartner
Michael Schmidt
Vorsitzender Liga-Arbeitskreis „Gesundheit, Pflege und Senioren“
Email: Michael.schmidt@awo-nordhessen.de
Tel. 0561 / 5077 - 104