Wer pflegt uns später?

„Rückgang der Ausbildungskurse in der Altenpflegehilfe dramatisch und existenzbedrohend“ I Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen wendet sich mit konkreten Forderungen zur einjährigen Pflegehelfer*innen-Ausbildung an die künftige Landesregierung

Im Jahr 2020 fehlten in den hessischen Pflegeschulen 125 hauptamtliche Lehrer*innen (Hessischer Pflegemonitor), zum Ende dieses Jahres fehlen 2.900 Schulplätze in den Altenpflegeschulen in Hessen. Von den 99 Pflegeschulen in Hessen bietet nur die Hälfte eine Pflegehelfer*innenausbildung an. Der Beginn einer Abwärtsspirale: Weniger Absolvent*innen, weniger Beschäftigte in den Einrichtungen, die immer mehr Arbeit machen. So bleibt immer weniger Zeit für die Menschen, die zu versorgen sind. Und die Fachkräfte fallen häufiger krankheitsbedingt aus.

Es ist Zeit, zu handeln! In ihrem Eckpunktepapier haben CDU und SPD in Hessen bereits einige Planungen vorgenommen. Allerdings sind wir als Liga Hessen der Überzeugung, dass weitreichendere Maßnahmen erforderlich sind, um eine tatsächliche Verbesserung in der Versorgung von Menschen mit Hilfe- und Pflegebedarf sicher zu stellen. Es muss mehr in den pflegerischen Nachwuchs investiert werden.

„Wir brauchen eine Erhöhung der Ausbildungskapazität für die einjährige Pflegeausbildung. Um mehr künftige Fachkräfte auszubilden, müssen Barrieren abgebaut und ein Anreiz für die Schulen geschafft werden, die einjährige Pflegeausbildung anzubieten. Dafür müssen nach unseren Berechnungen zusätzliche Mittel in Höhe ca. 3,5 Mio. Euro für den Nachtragshaushalt eingeplant werden. Neben der dringend erforderlichen Schulgelderhöhung braucht es eine Kursfinanzierung, damit auch Kurse stattfinden, die mit weniger Teilnehmer*innen starten“, sagt Michael Schmidt, Vorsitzender des Arbeitskreises „Gesundheit, Pflege und Senioren“.

Niedrigqualifizierte Kräfte in den stationären Pflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten müssen anerkannt werden und schneller in Arbeit kommen. Ziel muss es sein, einen Anreiz sowie eine Übergangsregelung hin zur einjährigen Pflegeausbildung zu entwickeln. Als Liga Hessen fordern wir die künftige Landesregierung auf, hierfür eine Förderung auszuschreiben, zur Entwicklung von einem Ausbildungsmodulsystem und Leitlinien für eine „Kompetenz-Bilanzierung“ (Berufserfahrung wird anerkannt).

Kerstin Müller-Bücken leitet die AWO-Altenpflegeschule in Kassel: „Für Menschen mit einem Hauptschulabschluss bedeutet die Ausbildung in der Altenpflegehilfe eine gute und gesicherte berufliche Perspektive in der Pflege. Diese Menschen dürfen der Pflege nicht verloren gehen zumal etliche examinierte Altenpflegehelfer*innen anschließend die Ausbildung zur Pflegefachkraft absolvieren. Der Rückgang der Ausbildungskurse in der Altenpflegehilfe in Hessen ist insofern sowohl für die Pflegeeinrichtungen als auch für die Pflegeschulen dramatisch und existenzbedrohend.“

Im Positionspapier „Für eine Sozialpolitik, die wirkt!“ der Liga Hessen finden sich konkrete Lösungsvorschläge für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Pflege. Die Menschen brauchen die Gewissheit, im Alter gut versorgt zu sein.

 

Ansprechpartner*innen

Michael Schmidt, Vorsitzender des Arbeitskreises „Gesundheit, Pflege und Senioren“

E-Mail: michael.schmidt@awo-nordhessen.de  

Tel. 0561 5077-104

 

Kerstin Müller-Bücken, Leitung AWO-Altenpflegeschule Kassel

kerstin.mueller-buecken@aps-awo-nordhessen.de

Tel: 0561-318697-11