Pflege-WGs: Ein Modell mit Zukunft

Erste Fachveranstaltung der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen zu trägerorganisierten ambulanten Wohngemeinschaften („Pflege-WGs“) I Best Practice aus Bensheim

Bild: istockphoto.com

Immer mehr ältere Menschen – ob pflegebedürftig oder nicht – können sich vorstellen, in einer wohnortnahen „Pflege-WG“ zu leben. Der Alltag hier ist meist individueller und flexibler zu gestalten als in einer stationären Einrichtung, es ist geselliger, da man vermehrt mit anderen Menschen zusammen ist. Angehörige und Bewohner*innen können mehr mitbestimmen und entscheiden gemeinsam, ob und welche Aktivitäten stattfinden sollen.

Auch die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen sieht in trägerorganisierten ambulanten WGs ein wachsendes zukunftsfähiges Angebot für die Menschen in Hessen – gerade auch mit Blick auf die angespannte Situation in der Pflege mit immer mehr Pflegebedürftigen und immer weniger Pflegefachkräften. Da Pflege-WGs bislang nicht im hessischen Heimrecht vorgesehen waren, hat die Liga Hessen mögliche Ausnahmeregelungen (z. B. bauliche oder personelle Vorgaben) in einer Handlungsempfehlung erarbeitet. „Wir haben es nach Jahren der Verhandlungen geschafft, diese Handlungsempfehlungen für die ambulanten WGs gemeinsam zu vereinbaren. Der nächste Schritt muss die Implementierung ins Hessische Pflege – und Betreuungsgesetz sein, um mehr Sicherheit für die Träger und Bewohner*innen zu haben“, so Brigitte Lerch, Mitglied des Liga-Arbeitskreises „Gesundheit, Pflege und Senioren“ bei der Veranstaltung.

In 2022 haben alle zuständigen Akteur*innen (Pflege- und Krankenkassen, Sozialhilfeträger, Betreuungs- und Pflegeaufsichten, private Anbieter und Hessisches Sozialministerium) eine Orientierungshilfe zur Umsetzung von trägerorganisierten ambulanten Pflegewohngemeinschaften verabschiedet. Sie soll den Trägern aufzeigen, welche Voraussetzungen sie erfüllen und welche Spielräume sie für den Auf- und Ausbau dieser Versorgungsform einhalten müssen.

Über 50 interessierte Träger und Trägervertretungen aus dem Liga-Verbund haben sich bei der Kickoff-Fachveranstaltung am 20. Juni 2023 zu den Inhalten der Leitlinie informiert (rechtliche Möglichkeiten, Finanzierung, Personaleinsatz). Zudem wurden die Unterschiede zwischen trägerorganisierten ambulanten WGs und selbstorganisierten WGs aufgezeigt. „Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und steigender Zahlen pflegebedürftiger Menschen kann diese Pflege- und Betreuungsform die Chance bieten, mit weniger Pflegefachkräften, dafür aber mit vielen Wohngruppenassistent*innen (Alltagshelfer*innen), eine qualitativ gute Versorgung zu gewährleisten“, so Tim Helfert, Geschäftsführer des Liga-Arbeitskreises „Gesundheit, Pflege und Senioren“.

Erfahrungen in bestehenden Pflege-WGs zeigen, dass sich Angehörige und auch Ehrenamtliche sehr viel mehr im Alltag engagieren. Das kann auch Winfried Hoffmann, Caritasdirektor des Caritasverbandes Darmstadt, bestätigen. Er stellte am Beispiel des Hauses „Louise de Marillac“ in Bensheim ein Best Practice für eine Pflege-WG vor. Sein Fazit: „Wir haben uns bewusst für die Umsetzung dieser Wohngemeinschaften entschieden. Aus unserer Sicht überwiegen die Vorteile: Wir können dieses Angebot personell sehr gut stemmen mithilfe der Alltagsbegleiter*innen, die 365 Tage im Haus sind. Hinzu kommt die Anbindung an die stationäre Einrichtung, die in Laufreichweite ist. Wir haben so ganz andere Möglichkeiten, die Menschen zu betreuen. Die Alltagsbegleiter werden von uns ausgebildet. Wichtig ist aber immer eine gute Abstimmung aller Beteiligten.“

Eine Pflege-WG bietet ihren Bewohner*innen im Idealfall eine Rundumversorgung, kombiniert mit einer individuellen Betreuung. In der Gemeinschaft können die Pflegebedürftigen einen Alltag erleben, der ihrem früheren Leben im eigenen Haushalt ähnelt. Es ist ein Weg, individuell zu leben – als Liga Hessen unterstützen wir die Träger gerne bei der Umsetzung.

 

 

Ansprechpartner*innen zum Thema:

Tim Helfert, Geschäftsführer Liga-AK „Gesundheit, Pflege und Senioren“

E-Mail: tim.helfert@awo-nordhessen.de

Tel.: 0561 5077-313

 

Brigitte Lerch, Fachreferentin Liga-AK „Gesundheit, Pflege und Senioren“

E-Mail: brigitte.lerch@caritas-bistum-mainz.de 

Tel.: 06131-2826 258

 

Winfried Hoffmann

E-Mail: w.hoffmann@caritas-darmstadt.de

Tel.: 06151 999-121