Chance auf mehr Stabilität in den Kitas
Es ist nicht nur ein hessisches Problem: Den Kitas fehlen die Fachkräfte. Um diesen Mangel zu beheben und zugleich Qualität aus der Kinderperspektive in den Blick zu nehmen, setzt die Landesregierung auf Teamkonstellationen von pädagogischen Fachkräften und Quereinsteiger*innen. Der so genannte Fachkräftekatalog soll durch Menschen mit erweiterten Kompetenzprofilen ergänzt werden, die nicht unbedingt ausgebildete Erzieher*innen sein müssen, aber zu den spezifischen Bedarfen einer Kita passen. Am Donnerstag werden Expert*innen in einer Anhörung zum Gesetzentwurf der Landesregierung gehört.
Yan Temminghoff, Sprecher der Fachgruppe Kita bei der Liga dazu: „Mit dem neuen Gesetz sollen die Teams in Kitas vielfältiger und multiprofessioneller werden. Wir begrüßen es, dass zukünftig Berufsgruppen wie Logopäden, Ergotherapeuten und Kinderkrankenpfleger die Möglichkeit haben, als Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen tätig zu sein. Das kann ein Mittel sein, um dem Personalengpass entgegenzuwirken, den Bedürfnissen der Kinder ganzheitlich zu entsprechen, den Rechtsanspruch der Eltern auf einen Kitaplatz zu gewährleisten und zu geregelten Öffnungszeiten zurückzukehren.“
Die Einbindung der Quereinsteiger*innen sollte nicht nur als konzeptionelle Ergänzung erfolgen, sondern auch auf einer fundierten bildungstheoretischen Basis, um einen geeigneten Rahmen für Bildung, Betreuung und Erziehung der Kinder zu schaffen. Stellenpläne und Einstellungsverfahren liegen in der Verantwortung der Träger und sollten nicht aus Kostendruck heraus angepasst werden. Die geplante Öffnung soll optionale Einzelfallentscheidungen ermöglichen, die es den Trägern und Leitungen gestattet, konzeptionelle Ergänzungen zum Wohle der Kinder vorzunehmen. Dieser Veränderungsprozess und künftige Kulturwandel in den Kitas braucht begleitende Maßnahmen und eine transparente Öffentlichkeitsarbeit.
Das ist uns wichtig:
(s. dazu Liga-Stellungnahme vom 05.06.2023)
Multiprofessionalität ist konzeptionell hinterlegt
Hier geht es um Einzelfallentscheidungen, die Anerkennung des Berufsabschlusses der neuen Fachkraft: Das Jugendamt sieht die Fachkraft als konzeptionelle Bereicherung für die Einrichtung
Einheitlicher Rahmen für die berufsbegleitende Weiterqualifizierung
Jede Fachkraft absolviert 160 Stunden Weiterbildung in den ersten zwei Jahren der Anstellung – hier muss es einen einheitlichen Rahmen geben, den das Land vorgeben sollte. Die Liga ist bereit, Fachwissen beizusteuern und zu begleiten
Monitoring des geöffneten Fachkräftekatalogs
Die zuständige Behörde (HMSI) sollte die Entwicklung im Hinblick auf die Erfüllung der Standards überwachen, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen wirksam sind und zu einer Verbesserung und Entlastung führen sowie die Qualität in den Kitas bereichern.
Verlässliche und transparente Kommunikation der Veränderungsprozesse
Die zuständige Behörde (HMSI) sollte entsprechenden Materialien bereitstellen, um die Veränderungen für alle Beteiligten zu erklären und den Handlungsspielraum deutlich zu machen.
Landesweites Leitungsprofil sorgt für Sicherheit und Handlungsspielraum
Das Land hat zugesagt, ein einheitliches Profil für künftige Kita-Leitungen zu erstellen. Dieses Profil kann auch Personen aus anderen Berufen umfassen, die berufsnah sind oder einen heilpädagogischen Bachelor-Abschluss haben.
Die Bundesmittel aus dem Kita-Qualitätsgesetz werden flankierend eingesetzt
Der bereitgestellte Finanzrahmen darf nicht ungenutzt bleiben und sollte gezielt von den Kitas abgerufen werden können, um Veränderungsprozesse zu begleiten, Beratung und Weiterbildung zu ermöglichen.
Ansprechpartner
Yan Temminghoff, Sprecher Liga-Fachgruppe Kita
E-Mail: Yan.Temminghoff(at)drk-hessen.de
Tel: 0611 / 7909-232